Schlagwort: Buch

Bezug zu einem meiner Bücher oder Veröffentlichungen

Der Buch-Hit der Session

>Krieg der Tollitäten< ist der Renner bei Karnevalisten und Menschen mit Feinsinn für Satire.

Köln Die Romansatire des Kölner Autors Jo Hagen >Krieg der Tollitäten<, erschienen im Kölner Marzellen-Verlag, mausert sich zum Buch-Hit der diesjährigen Session. Inzwischen halten der Präsident des Kölner Festkomitees und sein Stellvertreter, wie auch andere führende Karnevalisten das Buch in der Hand. Nach einigen erfolgreichen Lesungen freut sich Jo Hagen über die große Resonanz „Das Buch ist zum richtigen Zeitpunkt in allen Buchhandlungen erhältlich und ich bin glücklich über die tollen Kommentare. Mit so einem Start konnte ich mit meinem Romandebüt nicht rechnen.“

Die Romansatire handelt von den Höhen und Tiefen des Vereinskarnevals und spielt im fiktiven Ort Gestrath. Dort geht es organisatorisch drunter und drüber und der Präsident des Festkomitees Willy Schmitz hat alle Hände voll zu tun, die Karnevalisten auf Linie zu halten. In satirischer Übersetzung, aber dennoch lebensnah und authentisch, schildert Jo Hagen ein Jahr von Aschermittwoch bis Aschermittwoch und lässt dabei keine menschliche Schwäche aus.

Ein Buch, das zwischen Aachen und Münster, Mainz und Moers seine Leser finden wird.

Das Weihnachtsgeschäft läuft!
>Krieg der Tollitäten< bei der Mayerschen
Kein Thema ausgelassen, das Inhaltsverzeichnis von >Krieg der Tollitäten<

Zeitmaschine

Zeit ist etwas sehr kostbares. Zeit kann man nicht dehnen oder abkürzen. Die Zeit läuft für alle Menschen kontinuierlich, regelmäßig, Sekunden um Sekunde, Minute für Minute, Stunde um Stunde. Das subjektive Gefühl, die Zeit manipulieren zu können drückt sich in Begriffen wie „die Zeit lang werden lassen, Zeit abkürzen, Zeit einholen aus. Wir wissen alle, dass das nicht geht. Trotzdem versuchen wir Zeit zu sparen oder Zeit zu gewinnen. Dazu bräuchten wir eine Zeitmaschine. Und die scheint jetzt erfunden. 

Ein Nachbar überreichte mir kürzlich mit generöser Geste, sein Stolz war nicht zu übersehen, ein kleines Tütchen. „Kräutersalz“, sagte er, „aus eigener Herstellung.“ Ich sah ihn etwas ratlos an, denn ich hatte in unserem Wohnumfeld bisher noch keine Saline gefunden. „Mit unserem neuen Thermomix,“ erklärte er mit verschwörerischer Miene, „in nur 2 Sekunden!“ Er erwartete wohl ein ungläubiges Staunen, doch ich hatte eher einen verständnislosen Gesichtsausdruck. „Eine wahre Wundermaschine, mit der man komplette Mahlzeiten herstellen kann. Meine Frau liebt die Maschine. Wir machen alles damit. Eben auch Kräutersalz in 2 Sekunden.“ Artig bedankte ich mich. 

Abends auf der Vernissage , nachdem die Bilder und die Intellektuellen bewundert, das erste Sektglas geleert, die Platten mit dem Fingerfood lerrgeräumt waren, tauschte man Urlaubspläne und Erlebnisse. „..habe ich für meinen Thermomix eine spezielle Tasche und nehme ihn mit nach Teneriffa…“ hörte ich einen Gesprächsfetzen in meiner Nachbarschaft. Also auch bei der Bildungselite scheint sich diese Wundermaschine immer mehr durchzusetzen. „…Puderzucker, in einer Sekunde…“ hört ich weiter.  „Eine Sekunde!“ wurde mit verbalem Ausrufezeichen wiederholt, was mich an die berühmte Neujahrsrede Steubers erinnert, der in „zehn Minuten“ einen voll besetzten Hauptbahnhof zum Münchner Flughafen schicken wollte. 

Man kann sich jetzt fragen ob man im Urlaub auf Teneriffa unbedingt Puderzucker braucht.  Nur eine Sekunde aufzuwenden ist schon atemberaubend schnell, allerdings dafür die Maschine mitzuschleppen vielleicht nicht besonders effizient.

Für mich ergibt sich ein Rätsel, das dringend wissenschaftlicher Aufarbeitung bedarf:

Warum dauert Kräutersalz doppelt so lange wie Puderzucker?

Die Zeitmaschine gibt es jetzt zu kaufen. Sie ist auch nicht schwer zu finden. Beim nächsten gesellschaftlichen Ereignis treffen Sie jemanden, der sie zur Zeitmaschinenparty einlädt.

© Jo Hagen 2016

Sponsorentorte

1992 Frau Merkel schneidet bei der Eröffnung des Opernhauses in Chemnitz eine Torte an.

1992 Frau Merkel schneidet bei der Eröffnung des Opernhauses in Chemnitz eine Torte an. © Foto: Wuschansky

Oktober 2017: Jo Hagen trifft erneut Frau Merkel – diesmal bei Madame Tussaud

Oktober 2017: Jo Hagen trifft erneut Frau Merkel – diesmal bei Madame Tussaud in London

Das Opernhaus in Chemnitz war nach langem Umbau, mit Baustopp und Neuplanung, weil die Wende neue Möglichkeiten eröffnete, im Dezember 1992 fertig gestellt. Seit 1991 hatten wir an der Kommunikationskampagne gearbeitet. Die Stadt war in Erwartung der ersten Premiere im neuen Haus. Die Stadt und das Land Sachsen waren Stolz auf die neue Oper, die in den alten Außenmauern erstanden war. Die Stadt und das Land hatten ein Symbol des Neuanfangs. 

Die Plakate für den Parsifal waren geklebt, die eintausend Festgäste waren geladen, die Journalisten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland hatten sich angemeldet. Da kam mir eine Idee: Neben dem kalten Büffet zur Eröffnungsfeier würde sich noch eine mehrstöckige repräsentative Torte, vielleicht obenauf mit einem kleinen Opernhaus, sehr gut machen. Im Kontext der gesamten Maßnahmen ein kleines, aber liebenswertes Detail. 

Spontan griff ich zum Telefon und fragte beim Meister der Konditoreninnung an. Meine Idee fand die nötige Gegenliebe und ein persönliches Gespräch wurde vereinbart. Meine Erwartungen wurden in dem Gespräch noch weit übererfüllt, denn der Konditorenmeister war bereit, die Torte noch größer und schöner, mit noch mehr Stockwerken und einem Opernhaus in respektvoller Größe aus Marzipan anzufertigen.

Meine bange Frage, was das kosten würde, beantwortete er damit, dass er das als Übungsaufgabe für seine Lehrlinge sehe und die Torte als Sponsoring verstehe… ein Stein fiel mir vom Herzen, … aber er wolle ein Foto mit sich und einer Persönlichkeit, die diese Torte offiziell anschneidet. 

Ich versprach ihm, ich wolle mich darum kümmern, die Zeit für schriftliche Anfragen aber zu weit fortgeschritten sei, ich darum am Eröffnungsabend eine entsprechende Person finden müsse. Wir waren handelseinig.

Am Eröffnungsabend zeigte Sachsen, was es an neuem Glanz und Gloria zu bieten hatte. Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur gaben sich ein Stelldichein. Damen mit edlen Roben und glitzernd bis gleissendem Schmuck, die Friseure hatten Überstunden geschoben. Die Herren standen in ihren dunklen Anzügen etwas gerader, als sonst und zogen die Bäuche ein. Der Chemnitzer Oberbürgermeister hatte einen neuen Smoking in sächsischem Grün bekommen, auf dem die Amtskette besonders gut zur Geltung kam. 

Und dann kam seine Majestät König Kurt, der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf. Blitzlichter flammten auf, alle Augen richteten sich auf ihn und seine Frau, die Mitregentin. Ich ging auf Biedenkopf zu und begrüßte ihn. Dann bat ich ihn und seine Frau – bei Biedenkopf musste man immer seine Frau mit ins Boot holen, sonst lief gar nichts- nach der Parsifal-Premiere unsere Torte, die bereits in der oberen Etage des Vestibüls stand, anzuschneiden. Biedenkopf lehnte ab, er sei etwas indisponiert und fahre, wenn der Vorhang gefallen wäre, gleich heim. Dann ging er weiter, drehte sich aber auf den untersten Stufen der großen Freitreppe nochmals um und mit einer geringschätzigen, wegwerfenden Handbewegung sagte er zu mir „Kann Frau Merkel machen!“

Frau Merkel, als Referentin im Bundeskanzleramt, unscheinbar und für mich damals eine unbefriedigende Notlösung, machte es! 

In einer Konditorei in Chemnitz hängt ein Foto mit einem Zeitungsausschnitt, auf dem der Inhaber mit der heute amtierenden Bundeskanzlerin beim Anschneiden einer Torte im Dezember 1992 zu sehen ist. Sponsoring zahlt sich eben irgendwann aus!

© Jo Hagen 2009

Diese Geschichte wurde am 26.12.2010 in der Sendung >Spielart< des WDR, gesprochen durch Lutz Göhnermeier, ausgestrahlt. Ich danke dem WDR-Sprecherensemble für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung

Hier reinhören:

Mein Trauma

Seit ich denken kann, verfolgen sie mich! Schon meine früheste Kindheit wurde davon überschattet und mein Leben wäre anders, gewiss glücklicher, verlaufen, wenn ich nicht so grausam und unsensibel schon als Kleinkind mit ihnen in Verbindung gekommen wäre. Diese großen, schwarzen oder braunen, narbigen, mit kalten Schlössern und Beschlägen, Bügeln und langen Riemen versehenen HANDTASCHEN.

Die erste Handtasche, an die ich mich erinnern kann war die meiner Großmutter. Sie hatte meist kleinere mit Schnappbügel, glattes oder krokodilhautartig genarbtes Leder, braun, grau oder schwarz. Öfter durfte ich meine Oma zu notwendigen Einkäufen in die Stadt begleiten. Die Konditorei, in der meine Oma sich eine Tasse Kaffee und ein Stück Frankfurter Kranz gönnte, war der krönende Abschluss der Einkäufe. Dann bekam ich eine Tasse Kakao mit einem Sahnehäubchen, und immer, wirklich immer, fragte meine Oma mich, bevor sie der Kellnerin zum bezahlen winkte: „Willst Du einen Bonbon?“ Ich habe niemals nein gesagt und mit verschwörerischer Miene öffnete meine Oma den Schnappverschluss und faltete Ihre kleine Handtasche auf. 

Heraus strömte ein Duftgemisch von 4711 und Fenchel- und Eukalyptusbonbons. Weiterlesen

Heinzelmännchen reloaded

Die wahre Geschichte der Heinzelmännchen von Köln

Damals, als im Siegerland und im Bergischen Land noch Erz geschürft wurde, eigneten sich die kleinen Männer gut, um tief in die niedrigen Stollen und engen Schächte einzusteigen.  Sie schleppten tagein, tagaus das ständig eindringende Wasser in Kübeln und Bottichen hinaus, das nannte man Heinzen. Es war eine Kunst, das Wasser zu beherrschen. Denn das Wasser konnte, sofern man es nicht aus den Gruben hinausbeförderte, kanalisierte und ableitete, insbesondere nach starken Regenfällen, die ganze Grube unbrauchbar machen. Dazu gab es die Heinze. Die Heinze waren Spezialisten, doch jetzt, mit den modernen, großen, von Pferden angetriebenen, hölzernen Zahnrädern, den Pferdegöpeln, wurden viel größere Mengen Wasser zuverlässiger und schneller aus der Grube schaffen. Ein Heinzemann nach dem Anderen wurde arbeitslos. 

Tief in einem Stollen saßen drei Heinzemänner zusammen und machten Pause. „Wir verhungern noch alle, wenn das mit den Rationalisierungen so weitergeht.“ sagte der Heinzemann mit der roten Nase. „Ja, in der Nachbargrube haben sie bereits alle Heinzemänner betriebsbedingt ohne Abfindung entlassen. Die sind in den Wäldern verschwunden und kratzen jetzt das Hartz IV von den Bäumen. Davon kann man nicht leben!“ sinnierte der Heinzemann mit den krummen Beinen. Weiterlesen

© 2024 Jo Hagen

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